Die Ursprünge des Zirkels

Einer ausgebildeten Tochter zeigen sich auf ihrem Weg zur Weihung zahlreiche Indizien für eine lange Existenz des Zirkels weit hinein in die Zeit vor der siebten Katastrophe, vielleicht gar bis in das fünfte oder vierte Zeitalter hinein. Ihre verborgenen Kultstätten geziert mit Symbolen sowohl aus vergangener wie auch der heutigen Zeit. Eine Sprache, die an das Dalmascanische erinnert, aber zum Teil Worte beinhaltet, deren Herkunft unklar ist. Legenden, die den Talami erzählt werden, die so fremdartig erscheinen, dass eine Zuordnung fast unmöglich erscheint. Und natürlich Erinnerungen in den wenigen alten Seelensteinen des Zirkels. All das mehrt den Eindruck eines altehrwürdigen Zirkels. Doch ist all das wahr? Oder Teil eines bewusst erschaffenen Mythos um die Loyalität von Talami und Kan’ya zu stärken? Sind die Kultstätten vielleicht in Wahrheit Ruinen einer vergangenen Zivilisation, die nur von den heutigen Töchtern gefunden wurde? Die Legenden vielleicht deswegen zuordenbar, weil es erfundene Geschichten sind? Die fremden Worte vielleicht nur ein selbst erfundener Code?
Sicher ist nur eines, nämlich das der Zirkel aufgrund seiner Mitgliederzahl sicherlich einige Jahrzehnte alt sein muss, doch alles darüber

hinaus ist bloße Spekulation. Vielleicht gab es damals ja auch nur einen Zirkel, der in einer Katastrophe untergegangen ist und erst vor Kurzem wiedererstanden ist. All das weiß man nicht und wird man wohl auch nie erfahren.

META Die Wahrheit hinter dem Umfang und der Geschichte des Zirkels wird bewusst im Dunkel gelassen um einerseits den Aspekt der Geheimhaltung auch innerhalb der Schwesternschaft darzustellen und andererseits das Powerniveau in einem kontrollierten Maßstab zu behalten. Daher wurden (und werden) die Antworten auf diese Fragen nie festgelegt und sind selbst der Projektleitung daher nicht bekannt.

Die Auswahl neuer Mitglieder

Obwohl jede Tochter das Recht hat sich ihre Talami frei zu wählen, hat sich die Sitte durchgesetzt zunächst die Mutter Schreinwahrerin um Rat und Erlaubnis zu bitten. Dabei liest sie die Fäden der Tochter und der potentiellen Talami um zu erkennen, ob die rechte Wahl getroffen wurde. Und wenn sich dann später doch Probleme herausstellen, so sieht man darin nur eine Prüfung der Tochter mit diesen Problemen umzugehen. Dabei wird bei der Auswahl von Talami-Schülerinnen vor allem darauf geachtet, dass jene entwurzelt oder innerlich zerrüttet sind. Böse Zungen mögen behaupten, dass dies notwendig ist um sie im Laufe ihrer Ausbildung auf den fanatischen Glauben einzuschwören, doch fragt man eine Kan’ya wird sie eher antworten, dass all dies durchgestandene Leid nur die Vorbereitung auf das wartende Schicksal war und die Wahl schon lange getroffen wurde bevor sich Kan’ya und Talami überhaupt zum ersten Mal getroffen haben. Die einzigen Talami-Schülerinnen, die nicht traumatisiert rekrutiert werden sind die eigenen Nachkommen der Schwestern. Jene werden nach ihrer Geburt von den Müttern getrennt und in den Klöstern aufgezogen, wo sie bereits von klein auf die Lehren des Zirkels lernen. In den seltenen Fällen in denen die Mütter dies nicht wünschen ist es Pflicht die Kinder in Waisenhäuser oder zu entfernt lebenden Ziehfamilien zu geben. Ein ähnliches Vorgehen gilt auch für die Schleierwachen des Zirkels, wenngleich in ihren Reihen auch oft Männer zu finden sind, die von unstillbarer Liebe für ihre zugehörige Tochter erfüllt sind und nicht durch Traumata gezeichnet wurden.

Die stumme Sprache

Kurz vor dem Ende ihrer mehrjährigen Ausbildung (meist etwa drei Jahre, was aber meist leicht variiert) erlernt eine Schwester die stumme Sprache. Dabei handelt es sich um ein System an subtilen Bewegungen der Finger und Arme sowie verschiedener Körperhaltungen mit denen sich zwei Schwestern unbemerkt inmitten anderer Personen unterhalten können. Dabei handelt es sich um ein recht kompliziertes System bei dem auf eine bestimmte Art verschränkte Finger vor dem Schoß gehalten bereits eine gänzlich andere Bedeutung besitzen als auf dieselbe Art verschränkte Finger vor dem Bauch. Ein leicht nach rechts geneigtem Stand eine andere Bedeutung als ein leicht nach links geneigtem Stand und so weiter. Doch auch wenn es zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten gibt, die erlernt werden müssen, so ist durch die subtile und geheime Art der Kommunikation die Menge an Zeichen doch zu begrenzt um Wort für Wort zu übermitteln, so dass es sich auf einzelne Schlagworte beschränkt und stets auch ein wenig Interpretation erforderlich macht. Und trotzdem schaffen es die meisten Töchter sich mit ein wenig Übung meist fehlerfrei zu verständigen.

Das Verhältnis zwischen Schreinwahrerinnen und Töchtern

Während die Beziehung zwischen einer Kan’ya und ihrer oder ihren Talami-Schülerinnen meist von einem familiären Gefühl geprägt ist, sieht es bei dem Umgang mit Schreinwahrerinnen gänzlich anders aus. Diese werden meist von den einfachen Töchtern als Hohepriesterinnen angesehen, die eine engere Verbindung zur Norne besitzen. Ihr Wort ist Gesetz, sie zu enttäuschen eine Schande, ihre Freundschaft zu suchen ein Frevel. Sie sind die strengen Mütter der Töchter und man kann nur mutmaßen, dass es in den noch höheren Rängen der Schwesternschaft nicht viel anders aussehen wird. Doch ist es Mentalität des Zirkels nur mit der Ebenen über dem eigenen Kontakt zu haben, niemals jedoch darüber hinaus.

Das Verhältnis zwischen Töchtern und Schleierwachen

Si’tar Xufa’ra dienen dem Zirkel indem sie den Kan’ya dienen, sie bei ihren Aufgaben als Informanten und notfalls als Kämpfer unterstützen und ihre Zirkelhäuser, Klöster und Haine bewachen. Anders als die Töchter, die bei ihrer Weihe zur Kan’ya einen Eid auf die Göttin und den Zirkel als Ganzes schwören, sind die Schleierwachen der Schwesternschaft so wie die Talami-Schülerinnen an eine spezielle Tochter gebunden, sei es eine Kan’ya oder Schreinwahrerin. Dabei unterscheidet sich die Art der Bindung jedoch von Schleierwache zu Schleierwache. Die mit Abstand meisten Schleierwachen binden sich sich mittels des Schwurs und gehen eine lockere Verbindung zu ihrer zugehörigen Herrin ein, die im Falle einer Wanderschaft der Tochter meist aufgelöst wird, so dass die Wache von einer neuen Schwester erwählt werden kann. Einige Töchter bevorzugen jedoch die Bindung bei einer, mehreren oder gar all ihren Schleierwachen. Ein altes Ritual bei dem ein deutlich engeres Band zwischen Tochter und Wache geschmiedet wird. Ein sogenannter „Saathee“ (Gefährte) bleibt bis zum Tod an der Seite seiner „Eashiqa“ (Gebieterin), selbst wenn jene auf Wanderschaft gehen muss. Auch wenn es keine Regelung dahingehend gibt und anders als bei Talami-Schülerinnen auch nicht die Schreinwahrerin um Rat gefragt wird erwählen sich meist die Hainwächterinnen die meisten Schleierwachen (laut einer Legende aus alter Zeit soll sogar die Blaue vom Berge eine ganze Armee erwählt haben, was aber wohl ins Reich der Übertreibungen zu schieben sein dürfte), während die Reisenden nur Wenige an ihrer Seite haben. Allen gemein ist jedoch, dass eine Tochter durchaus mehrere Schleierwachen erwählen kann, während jede Schleierwache einzig einer Tochter dient.

Die Magie der Schwesternschaft

Von der Magie kann eigentlich nicht die Rede sein, denn so vielfältig die Persönlichkeiten der Schwesternschaft sind, so vielfältig sind auch ihre magischen Fertigkeiten, so dass sich in ihren Reihen so ziemlich jede Magieschule wiederfindet. Nur eine Schule sticht dabei deutlich hervor, da sie unverhältnismäßig oft von den Frauen des Zirkels praktiziert wird, die Astromantie. Eine recht naheliegende Wahl, denn schließlich passt nichts so gut zu selbsternannten Schicksalswächterinnen wie die Magie des Schicksals und der Zeit. Doch wer dabei an ihre sharlayanischen oder ishgarder „Verwandten“ denkt, der irrt. Nicht nur, dass ihre Gesten und Worte, die ihnen beim Weben der ätherologischen Gewebe helfen eher an die Kleriker der Nymeia-Priesterschaft erinnern, so verzichten Töchter fast immer auch auf Hilfsmittel wie die bekannten Globen. Das Fehlen dieser Foki stellt dabei eine beträchtliche Begrenzung der Macht ihrer Zauberei dar, was jedoch nicht sonderlich tragisch ist, da oftmals Schwestern ohnehin eher zu subtilen und leicht zu verbergenden Zaubern neigen, die sich meist auf ihren eigenen Körper oder die direkte Umgebung beziehen. Wer braucht schon große Effekte?

Die drei Schwestern

Jeder Tochter bekannt ist die Legende der drei Schwestern, der vermeintlich ältesten Erzählung über den Zirkel, die man innerhalb der Schwesternschaft finden kann. Zumindest in den untersten Rängen der Schwesternschaft. Neben einer angeblichen Berufung dieser drei Schwestern, die aus ärmlichen Verhältnissen stammten und schwer vom Leben gezeichnet waren, durch die Norne selbst (natürlich muss die Gründungsgeschichte eines religiösen Zirkels eine göttliche Berufung enthalten) behandelt die Legende vor allem die Struktur der Schwesternschaft, denn sie berichtet darüber wie die Schwestern, verbunden durch ihr Blut und ihren Glauben und doch getrennt durch ihre Überzeugungen, drei verschiedene Wege eingeschlagen haben den Ruf der Göttin zu befolgen. Die Älteste war erfüllt von der Überzeugung, dass sie nur durch die Unterstützung anderer wirklich gut dem Willen der Norne dienen konnte und begann andere Frauen um sich zu scharen um mit ihnen religiöse Gemeinschaften zu gründen und wurde somit zur Stammmutter der Klöster des Zirkels. Ihrem Vorbild folgen die Hirtinnen, von denen meist etwa ein Dutzend innerhalb eines Klosters von nicht-zirkelangehörigen Gläubigen leben und die diese normalen Gläubigen zu lenken wissen bei der Erfüllung ihrer Pflichten. Die Mittlere hingegen stählte stetig ihren Leib um jederzeit mit ganzer Kraft dienen zu können und fand eines Tages auf dem Rückweg von ihren Übungen in der Wildnis ein verborgenes Heim indem sie die Kraft der Herrin spürte. Fortan sah sie es als ihre Pflicht diesen heiligen Ort zu beschützen und zu bewahren und wurde somit zur ersten Hainwächterin. Jenen Schwestern, denen der Schutz wichtiger Gefangener und der heiligsten Orte des Zirkels anvertraut werden an der Seite ihrer jeweiligen Schleierwachen. Doch die Jüngste zog es hinaus in die Welt, unsicher über ihre Art zu dienen und so lebte sie bis an das Ende ihrer Tage als Reisende. Viele Namen trug sie im Laufe ihres Lebens, viele Zeichen der Norne erkannte sie und half das Schicksal zu bewahren, so wie es von der Göttermutter gewebt wurde. Ihr zu Ehren leben und arbeiten die meisten Schwestern des Zirkels als Einzelgängerinnen, die sich nur für Aufgaben, die sie nicht alleine erfüllen können, zusammenschließen. Und auch wenn heutzutage die meisten Reisenden jahrelang in ein und derselben Stadt leben und nur für erteilte Aufgabe eine Reise antreten, so ist ihnen doch stets bewusst, dass nur ein Zeichen der Norne ausreicht um ihr Leben hinter sich zu lassen und erneut auf Wanderschaft zu gehen. Auffällig an der Legende um die drei Schwestern ist dabei vor allem das vollständige Fehlen jedweder Namen der Schwestern oder von Orten, während in den umfangreichen Schriften alle anderen Personen, denen die Schwestern begegnet sein sollen, stets benannt werden. Die Glaubenslehre des Zirkels sieht in diesem Umstand einen Beleg für die Pflicht die eigene Existenz aufzugeben um zu dienen wo auch immer es nötig sein mag.

Eine weitere Variante der Geschichte des Ursprunges der Zirkel folgte einige Jahrhunderte später auch:
Die Geschichte der Maid Elara. Vor langer Zeit lebte sie hier in der Stadt Skalla… sie war eine einfache Frau, die ein einfaches Leben geführt hat. Doch grämte sie diesem Umstand nicht, sondern war glücklich und zufrieden. Es war damals eine Zeit der Magie, die alle Städte Eorzeas blühen und gedeihen ließ… damals noch… und so waren Zauberinnen und Zauberer hoch angesehen. Doch auch damals schon, noch bevor die ersten sechs Städte gefallen sind, verfielen einige Zauberer der in der Magie wohnenden Macht. Und so vollführten sie mitunter schreckliche Taten. So geschah es auch Elara, die durch einen Magier der Stadt ihres Gatten beraubt wurde und all ihr Hab und Gut verlor. Doch war sie eine einfache Frau und ihr Gegner ein angesehener Magier… und so blieb jede Gerechtigkeit für sie versagt. Doch trieb der Wunsch nach eben jener Gerechtigkeit sie fortan an, ließ sie ihre Künste schulen und nach Gleichgesinnten suchen. Jene sollte sie schließlich finden…. der Sage nach elf weiteren Frauen, die sich mit ihr verschworen um der Gerechtigkeit der Götter zu Diensten zu sein. Und sie sollten schließlich Erfolg haben. Durch ein gewagtes und beherztes Handeln straften sie den Magier für seine gottlosen Taten. Beschwingt von diesem Gefühl den Willen der Götter erfüllt zu haben wo zuvor die weltlichen Instanzen versagt hatten verstreuten sich die zwölf Frauen und suchten nach weiteren gläubigen Frauen und Männern in den anderen Städten… eine jede von ihnen wurde zum Ursprung eines eigenen Zirkels. Eng verbunden durch die Kraft des Glaubens.